Woher kommt der Name Platos Ruh

  • In den letzten Tagen haben die Stadtarbeiter die stelle am Zigeunerplatz die im Volksmund

    Platos Ruh

    genannt wird wieder hergerichtet und einen Stein gesetzt!
    Woher kommt eigentlich der Name

    Platos Ruh

    und woher kommt die Mauer und die Bank???
    Ich habe mal einige Quellen durchforstet aber leider nichts gefunden!!!

    • Offizieller Beitrag

    Moin!
    Die Frage ist berechtigt und gut. Ich habe meine Unterlagen im Schnelldurchgang durchforstet und bin leider ebenfalls nirgendwo fündig geworden. In allen Unterlagen ist von "

    Platos Ruh

    " als Ortsdefinition die Rede - meistens denn, wenn es darum geht, den

    Judenfriedhof

    oder die Letzte Richtstätte zu lokalisieren. Leider ist nirgendwo erläutert, was sich eigentlich hinter "

    Platos Ruh

    " verbirgt...
    Ich werde da mal am Ball bleiben. Eventuell kann der Stadtarchivar Claus Meyer da ja weiterhelfen. Oder, alte Bleckeder wie Friedrich Burmester könnten es wissen. Schade, daß

    Walter Neumann

    verstorben ist - der hätte es bestimmt auch gewußt.
    Momentan bin ich etwas fußlahm, da ich mir den Fuß verknackst habe. Ich werde da aber auf jeden Fall mal am Ball bleiben, wenn nicht vorher jemand anders die Erklärung findet.
    Gruß
    THW Kiel

  • Hmm, habe ich mich allerdings auch schon immer gefragt.
    Werde mal meine alten Herrschaften befragen. Mein Vater ist zwar kein Urbleckeder, lebt aber auch schon seit fast 50 Jahren hier. Meine Mutter ist hier gebohren.


    Mal schauen, ob da was bei rumkommt.

  • Auf dem Stein den die Stadt da gesetzt hat ist die Jahreszahl 1847 zu lesen evtl. hilft es ja jemanden bei der Suche!!!
    @ THW Ich habe den Namen auch immer nur als Ortsangabe zum Judenfreidhof und zur Richtstätte gefunden!

    • Offizieller Beitrag

    Hier nun die ausführliche Erklärung, was es mit "

    Platos Ruh

    " und der Jahreszahl 1847 auf sich hat:


    Wir wandern im Geist auf der Landstraße von

    Bleckede

    nach Neetze. Nach ca. 20 Minuten fällt uns rechts am Weg ein Granitblock auf. Die Jahreszahl 1847 ist eingemeißelt. Graue Akazien und düstere Föhren umgeben den Platz, eine Bank lädt den Wanderer zum Sitzen ein. Mancher, der hier seine karge Mahlzeit eingenommen, ahnt nicht, wie der Stein hierher nach

    Platos Ruh

    gekommen ist.


    Der naßkalte Sommer 1847 hatte eine völlige Mißernte gebracht. Wenig Korn war geerntet, das Wenige war noch ausgewachsen. Beim Dreschen erhielt man kaum die Einsaat wieder. An Einfuhr aus anderen gegenden oder Ländern war damals nicht zu denken. Eisenbahnen oder Dampfschiffe hatte man noch nicht. Die Kornpreise stiegen ins Ungemessene. Oft war auch für gutes Geld nichts zu haben. Denn viele hielten ihre Vorräte auf dem Boden zurück, um später höhere Preise zu erzielen. Den Müllern wurde vorgeschrieben, kein reines Korn zu vermahlen, sondern geschnittenes Stroh zuzufügen: trotzdem wurden die Brote kleiner und die Preise größer. Wie wenig ein Brot für eine hungrige Familie ausmachte, davon nur ein Beispiel: Ein Schuhmacher vom lande hatte in

    Bleckede

    zu tun. "Vater, bring auch ein Brot mit", rief ihm seine Frau noch beim Fortgehen zu. Er kaufte ein Fünfgroschenbrot, band es in sein Taschentuch und machte sich auf den Heimweg. Unterwegs meldete sich der Hunger. Bekanntlich sitzen bisweilen "Auswüchse" am Brot. Unser Schuhmacher dachte: "Die können ruhig fehlen. Es bleibt doch noch ein ganzes Brot!" So langte er in sein Tuch nach einem kleinen Auswuchs. Er merkte nicht, daß ein Loch entstand. Als er wieder zuahuse ankam, hatte er noch nichts gemerkt. Jetzt rtat er an die Haustür. "Vater, hast Du das Brot?" "hier ist`s", war die Antwort. Als er`s herreichen wollte, war`s verschwunden. Ohne es zu wissen, hatte er es ganz aufgezehrt und war - wie er nachher oft versicherte - nicht einmal satt geworden. Gott bewahre uns vor solcher teuren Zeit. Der geringere Mann war am übelsten dran. Der Lohn stieg nicht mit den Lebensmittelpreisen. Keiner wollte arbeiten lassen, niemand begehrte den Handwerker. Alle wollten sparen. Arbeitsmangel im weiten Umkreise!


    Da sorgte der erste Beamte in

    Bleckede

    - Verwaltung und Gericht waren damals noch nicht getrennt - für Arbeit. Die Regierung hatte Geld für Notstandsarbeiten bewilligt. Da ließ er den Bau der Lüneburger Landstraße beginnen. Weit kam man freilich noch nicht. Am Endpunkt der neu erbauten Strecke setzte man zur Erinnerung den Block und nannte den Platz nach dem Namen des Amtmannes "

    Platos Ruh

    ".


    Besonders die Fuhrleute freuten sich des festen Weges, hatten es doch ihre Pferde leichter, wenn sie ihre schweren Frachten, Holz, Korn oder Waren nach Lüneburg zogen. Schon im Februar kamen die ersten Kornschiffe nach Lübeck oder Hamburg und die Preise fielen schnell. Mancher Geizhals sah sich in seinen Hoffnungen getäuscht. Aber, für das Volk kamen wieder bessere Zeiten.


    Quelle

    :

    Bleckeder Zeitung

    ,

    1952

    ,
    Verfasser leider unbekannt.