Wendisch-Bleckede


  • Wendisch Bleckede war ursprünglich ein kleiner Ort der vor Bleckede an der Elbe lag. So ungefähr zwischen Bleckede und Altwendischthun, dort wo heute der Hafen und der Werder sich befinden. Wendisch Bleckede ist dann um 1500 untergegangen. Die Höfe die dort angesiedelt waren durften sich in Bleckede neu ansiedeln und zwar zwischen Ernst-August-Str. und Lüneburger Str. Später siedelte dann noch eine Familie bzw. Erben oder Nachfahren dieser Familien an der Lüneburgerstr. (das war die Familie Hövermann).


    Wendischbleckede war ein Bezirk von Groß Bleckede in den Jahren 1928 - 1930. Am Ende der Straße ist das Kücken-Denkmal zu sehen.


Das Bild stammt von der 750-Jahr-Feier. Schönrocken-Emma ist die strickende Frau.


geboren ???, verstorben am 18. Januar 1935


Emma Schönrock war die Tochter von August Schönrock. Sie hat, da Blut ja ein ganz besonderer Saft ist, einen gehörigen teil der Erbmasse ihres Vaters mit auf den Weg bekommen.


Emma war 100-prozentige Individualistin. Dies in Bezug auf Nahrung, Kleidung, Arbeit, Weltanschauung und Lebensauffassung. Sie war wirklich anders als die anderen ihrer Zeitgenossen. Ob Winter oder Sommer, etwa ein halb Dutzend Kleider oder Unterröcke trug sie stets auf ihrem Körper. Kreolinenhaft standen diese ihr vom Leibe ab. Ihre Füße waren jahraus, jahrein mit sogenannten holländischen Holzpantinen beschuht. Sie waren aus einem Stück gearbeitet. "Düsse Dinger holt mi gesund. De sünd wie en Strohdack, Sommerdags kühl und Winterdags warm". Regenschirm und Strickzeug im Pompadur waren unzertrennliche Begleiter der Emma Schönrock. Selbst beim Gehen, wenn auch langsamen Schrittes, strickte sie. Eine Spezialität von ihr war die kunstvolle Anfertigung von Rosenblumen aller Farben aus Kreppapier. Von dieser Tätigkeit und dem Stricken aller möglichen Dinge bestritt sie ihren Lebensunterhalt. Doch alle Neuerungen waren ihr zuwider. Darum duldete sie auch kein elektrisches Licht in ihrer Wohnung. "Ik will mit öber un ünnerirdischen Kram nix to don heben. De Minschen spreckt hüt dörch dann Draht, makt Licht und Kraft darut, aber wat dahinner stickt, weed keener, darum de Hand davon!"


Wenn Emma ausging, hatte sie oft einen ganzen Schwarm von Kindern um sich herum. Sie konnte ihnen prachtvolle Märchen und Dönschen erzählen. Wenn Emma aber unterwegs aus gewissen Gründen nicht mehr schnell genug ihre Wohnung erreichen konnte, blieb sie einfach stehen, lenkte die Aufmerksamkeit der Kinder ab: "Seht doch mal! Da oben im Baum sitzt ein komischer Vogel!" Die Kinder schauten danach und derweil hatte sie ihr "kleines Geschäftchen" im Stehen schon verrichtet. Dann ging es munter plaudernd weiter.


Noch im Alter hatte sie jahrelang eine Liebeskorrespondenz mit einem jungen Mann aus Amerika geführt. Dieser glaubte, da Emma ihr Alter immer verschwiegen hatte, es mit einem Jungmädchen zu tun zu haben. Er wollte schon kommen. Doch da kriegte sie es mit der Angst zu tun und winkte ab. "Aber Spaß het mi dat ja doch makt, un vor allen weet ik ja dat nu ok, wie son Hart von einen jungen Mann, de verliebt is, in Wirklichkeit utsütt!"


"Wie denn, Emma?",


Sie starb einsam und verlassen. Ihr Tod wurde durch den Bäckerjungen, der ihr morgens Brötchen brachte, festgestellt.


Quellenangabe:

Bleckeder Zeitung Nummer 103 vom 28. August 1959, Sonderausgabe "750 Jahre Stadt Bleckede", Texverfasser: Alwin Fröhling.